Natur pur, leicht und perfekt gedämmt – ein Versuch mit abnehmbarer Fassade

 

Nachdem wir unsere Villa Kuntergrün gebaut hatten und nun bereits zwei Winter darin verbracht haben, hat Felix die unzureichende Dämmung doch sehr gestört. Zum einen wird es gerade in überwiegend grauen und kalten Wintern, wie wir ihn 2020/2021 hatten doch recht kühl innen, bzw. muss man recht viel heizen. Das ist dann viel Aufwand und das ständig wechselnde Raumklima innen kann auch für den Körper anstrengend sein. Gleichzeitig haben wir auch gemerkt, wie viel wir bereits bei unserem Leichtbau vor dem Transport aus dem Tiny House ausbauen müssen, um auf die Straße zu dürfen. Mehr zu dämmen bei einem PKW-Anhänger geht also nicht, außer wir würden auf nicht-natürliche Hochleistungsdämmstoffe ausweichen. Das kommt für uns aber nicht in Frage. So ist Felix auf die Idee einer modularen, abnehmbaren, zusätzlich gedämmten Fassade gekommen. Sie soll einen ordentlichen Dämmwert nach EnEV mit einem Aufbau auf einem PKW-Anhänger unter Verwendung natürlicher Dämmstoffe vereinen. Dabei sollte der Aufwand für einen Umzug nicht höher sein als er bei der Villa Kuntergrün ist.

Boden

Der Bodenaufbau unterscheidet sich nicht von dem oben beschriebenen Bodenaufbau der Villa Kuntergrün. Auch wenn durch das geringere Gesamtgewicht mehr Dämmung möglich ist, würde ein höherer Bodenaufbau bedeuten, dass entweder die Kopffreiheit im Loft oder unter dem Zwischenboden abnehmen würde, was nicht empfehlenswert ist. Einzig zwischen den Trägern des Anhängers könnte noch ohne Höhenverlust gedämmt werden.

Wände

Die Wände sind zweigeteilt. Der innere Teil ist ein fester Bestandteil des Hauses und mit Boden und Decke und den übrigen Wänden verbunden. Der äußere Teil ist abnehmbar und modular gestaltet.

Die innere Wand besteht aus Ständern mit einem Querschnitt von 80mm * 40mm, die von innen mit 30mm starken unverleimten GFM-Platten beplankt werden. Zwischen den Ständern wird mit Jutematten gedämmt, nach außen schützt eine Verschalungsbahn vor Wind und Wetter. Hier sollte eine sehr stabile Verschalungsbahn gewählt werden, da diese beim späteren Transport „nackt“ ist.

Für die Fassadenmodule nimmst du wiederum Balken mit einem Querschnitt von 80mm * 40mm, sie werden letztendlich jedoch quer liegen. Auf die Innenseite befestigst du Holzfaserdämmplatten mit einer Dicke von z.B. 35mm, zwischen die Balken kommen wieder Jutematten, nach außen wieder eine Verschalungsbahn, um die Jutedämmung vor Wind und Wetter zu schützen. Mit vertikalen Dachlatten und einer horizontalen Fassadenverkleidung deiner Wahl hast du dann eine hinterlüftete Fassade.

Von der Vorderseite bohrst du Löcher durch Fassadenbrett, Dachlatte, Balken und Dämmplatte. Durch diese Löcher kannst du mit Edelstahlschrauben mit metrischem Gewinde die Fassadenmodule an den Ständern befestigen. Hierfür setzt du in den Ständern der Wände Anker, das sind Stahlteile mit Außengewinde für Holz und mit metrischem Innengewinde. So kannst du später die Fassadenmodule immer wieder demontieren und montieren ohne langfristig den Holzständern zu schaden. Bring an jedem Fassadenmodul noch Fliegengitter aus Edelstahl und Kaninchengitter an als Schutz vor Mardern und Wespen.

Die nebeneinander liegenden Fassadenmodule sollten sich so überlappen, dass dazwischen kein Regen kommen kann, daher sind vertikale Fassadenbretter zu empfehlen.
Die übereinander liegenden Fassadenmodule schützt du am besten mit Z-fömigen Blechteilen. Die bringst du am besten an der oberen Kante des jeweils unten liegenden Fassadenmoduls an, sodass die Fassadenbretter nachher über das Blechteil ragen und das Wasser so abfließen kann.

Die einzelnen Fassadenmodule sollten möglichst groß sein, damit der Montageaufwand möglichst gering ist. Dem entgegen steht das Gewicht der Module, mit ca. 21kg/m². Je nachdem wie viel Gewicht du dir zutraust an die Fassade zu heben, oder mit wie vielen Leuten du planst, die Module zu montieren, kannst du z.B. 2-3m² große Module bauen.

Insgesamt kommst du so auf einen U-Wert von 0.21 W/m²*K, was nicht ganz dem heutigen (2021) Standard entspricht, der aber je nach örtlichen Begebenheiten und unter Berücksichtigung möglicher solarer Gewinne durchaus ausreichend für einen erfolgreichen Bauantrag sein kann. Eine Dampfbremsfolie ist hier nicht notwendig, da der Wandaufbau sehr diffusionsoffen ist und die kein Tauwasser entsteht (siehe Abbildung).

Decke

Der Aufbau der Decke ist ganz ähnlich dem der Villa Kuntergrün. Statt der Beplankung mit Pappelsperrholzplatten verwendest du aber auch hier die leimlosen GFM-Platten.

 

Dieser Versuch haben wir nicht selbst getestet und können daher keine Garantie geben, dass du mit Gewicht und dem ganzen Aufbau erfolgreich bist. Falls du diesen Aufbau aber testen möchtest, kannst du dich gerne an Felix wenden!