12. Innenarchitektur

 

Eeeeendlich kommt Michelle’s absolutes Lieblingsthema. Jetzt geht’s nämlich um das Designen. Aber auch hier gibts ein paar theoretische Punkte, die wir durchgehen, bevor „der Spass beginnt“. Und es ist wiedermal ne riesige Lektion geworden – deswegen haben wir sie in Unterlektionen eingeteilt.

Innenarchitektur – ein kleiner Exkurs

Innenarchitektur umfasst weit mehr als das blosse Einrichten und designen eines Raumes. Denn wenn der Raum erst fertig gebaut ist (Bodenbelag, Fenster, Masse sind gegeben), sind es eher raumgestalterische Massnahmen, die dann noch ausgeführt werden. Deswegen hier ein kleiner Exkurs über die Innenarchitektur und Inneneinrichtung. Das Ziel ist mit Intuition, Kreativität und fundamentalen Designprinzipien einen harmonisch und funktional gestalteten Raum zu gestalten.

Vermessung des menschlichen Körpers

Das tolle am eigenen Häusle – und sei es noch so Tiny – ist, dass du es an dich anpassen kannst. Du bist klein? Dann passe die Küchenablagen in der Höhe an. Oder stell sie eben ein wenig höher, wenn du grösser als der Durchschnitt bist. Als Richtlinien kannst du dich immer an den Massen in Mietwohnungen orientieren. Diese repräsentieren schliesslich den Durchschnitt. Denn ursprünglich wurden Höhen, Platz etc am menschlichen Körper angepasst. Die Höhe des Waschbeckens genauso wie den Platz vor dem Toilettensitz kannst du mit anderen Gegenständen nachstellen und schauen, ob es für dich so passt. Überlege dir, wie viel Platz du brauchst um komfortabel zu liegen, sitzen, dich bewegen, waschen, kochen etc. Und miss aus, wie hoch es in deinem jetzigen Zuhause ist. Ist dir das eher zu hoch/niedrig oder passt es?

Funktionalität, Flexibilität, Wohlgefühl und Design

Innenarchitektur und Inneneinrichtung machen sozusagen einen Spagat zwischen Funktionalität und Wohlgefühl, respektive Design. Uns sind schon öfters architektonische Designs aufgefallen, die zwar super schön aussehen, aber auch dementsprechend super unpraktisch sind. Beispielsweise eine ebene Dusche (etwa so lange wie eine Badewanne) mit einer kurzen Glaswand, die gerade mal die Hälfte der Länge abdeckt. Glaswände machen insbesondere bei kalkhaltigem Wasser einen enormen Putzaufwand. In dem spezifischen Fall in einem Hotel spritzt aber sehr viel Wasser aus der Dusche heraus, eben weil die Glaswand zu kurz ist. Es spritzt auf die schöne Holzwand, die natürlich nach kurzer Zeit nicht mehr schön ist und das Housekeeping hat einen deutlich erhöhten Putzaufwand, als wenn die Wand weiter nach vorne gezogen wäre.

Egal wo du dich aufhältst, achte auf die Funktionalität der dich umgebenden Gegenstände: was nervt dich in der eigenen Wohnung, bei den Nachbarn, Eltern, etc.? Was funktioniert gut? Lasse diese Erfahrungen in deine Planung mit einfliessen – Fehler müssen nicht zweimal gemacht werden.

Natürlich ist auch das Design und das damit vermittelte Wohlgefühl wichtig und sollte keinesfalls einfach nur praktischerweise komplett weggelassen werden. Nur weil Wände weniger „scheckig“ werden, wenn keine Bilder hängen, würde ich auf keinen Fall empfehlen, keine Bilder oder sonstige Deko an die Wände zu hängen – davon lebt dein Zuhause. Es gilt also diesen Spagat zu machen, den wohl alle Designer jeglicher Produkte kennen. Finde den Punkt, der optisch ansprechend und praktisch ist.

Flexibilität und Erreichbarkeit spielen ebenfalls eine wichtige Rolle. Kann man allenfalls ein zweites Haus anbauen, kann der Bürotisch als Verlängerung zum Esstisch bei grösserem Besuch dienen? Sind Dinge für den täglichen Gebrauch leicht erreichbar (gerade bei Kindern oder Menschen mit körperlicher Behinderung sehr wichtig). Denn das Leben ist eine ständige Veränderung. Je modularer und einfacher du baust, desto flexibler ist dein Zuhause. Aber auch hier kann es zu viel geben. Wenn du alles immer umstellen musst für jede Tätigkeit, kann dies auch sehr anstrengend werden (vor allem, wenn nicht nur eine Person darin lebt).

Proportionalität und (heilige) Geometrie

Je nach Proportion von Räumen und Möbeln wirken diese anders auf uns. Wer schon einmal in einem sechseckigen oder runden Raum (Jurte) war, weiss, dass diese ganz anders auf uns wirken, als eine rechteckige Raumaufteilung.  Die unterschiedlichen Proportionen können natürlich auch ins Design einfliessen. Hier einige bekannte Beispiele, die du in deine Pläne integrieren kannst:

  • Goldener Schnitt (1:1.618)
  • Fibunaccifolge
  • Formen und Muster wie Blume des Lebens, Fraktale
  • Harmonikale Proportion
  • Proportionenkunde: grosse Terz (4:5), kleine Terz (5:6), grosse Sexte (3:5), kleine Sexte (5:8), grosse Septime (8:15), kleine Septime (9:16)

4 Tipps aus Feng Shui

  • Keine Tür im Rücken: Plane dein Arbeitsplatz und deine Couch so, dass du die Tür nicht im Rücken hast
  • Schlafposition: Dein Kopf sollte laut Feng Shui Richtung  Osten, Westen oder Norden sein, je nach deiner Kua-Zahl. Das Kopfende des Bettes sollte an einer Wand sein.
  • Keine gegenüberliegenden Fenster: Laut Feng Shui fliesst die Energie direkt durch und bleibt nicht im Haus. Zudem fühlt man sich weniger beobachtet, wenn man sich nicht zwischen zwei Fenstern auffhält.
  • Wohnzimmer: Blick auf die Tür vom Sofa aus und eine schützende Wand im Rücken sind optimal. Sauberkeit und Ordnung hilft immer.

Die Sinne mit einbeziehen

Wir sind Wesen mit fünf Sinnen, welche auch bei der Architektur beachtet werden können. Die folgenden Bereiche, die folgend im Detail besprochen werden, können jeweils einem oder mehreren Sinnen zugeordnet werden. Es lohnt sich, sich zu den jeweiligen Bereichen Gedanken über die eigenen Bedürfnisse und Vorlieben zu machen:

So, bevor du in die einzelnen Unterkapitel eintauchst, hier ein Überblick im Video:

Aufgabe: Innenarchitektur

  • Vermesse dein jetziges Zuhause: Wie viel Platz hast du wo? Wie hoch sind Arbeitsflächen, Waschbecken, Klositz etc. montiert?
  • Sind sie dir und den allfälligen Mitbewohner zu tief/hoch?
  • Nimm Kisten, Möbel, Bügelbrett etc. um einzelne Bereiche deines Entwurfs nachzustellen und zu schauen, ob der Platz/die Höhe so passt

 

Aufgabe: Inneneinrichtung

  • Schau auf Pinterest, Youtube oder Ecosia nach Einrichtungen, die dir gefallen. Schau dir Tiny Houses, aber auch sonstige Häuser an, um herauszufinden, welcher Stil dir am besten gefällt.
  • Wie viel tägliches Umräumen bei Möbeln bist du bereit einzusetzen?
  • Kannst du all deine Dinge in den bereits geplanten Stauraum einteilen?
  • Gibt es noch eine Couch, eine Nische, wo du Stauraum einbauen kannst?

 

Weitere Ressourcen

Bücher

  • Kleines Zuhause – grosse Freiheit: Erfüllt eben auf weniger Raum (Julia Seidl)
  • Kleine Apartments: Maxi-Einrichtungsideen für Mini-Wohnungen (Marion Hellweg)
  • Raumwunder – Grosse Ideen für kleine Wohnungen (gestalten)

Licht

Farbe