5. Kaufen oder selber bauen?

Obwohl der Kurs vor allem für Selbstbauer gemacht ist, wollen wir in dieser Lektion darauf eingehen, was die Vor- und Nachteile eines Selbstbaus, respektive eines Kaufes von einem Tiny House sind. Schliesslich gibt es auch noch Zwischenlösungen, in dem man Teile selbst baut und gewisse Bauschritte vom Profi machen lässt. Auch Bausätze sind eine Zwischenlösung, da zumindest einiges nicht errechnet werden muss und so etwas Verantwortung abgegeben kann. Im folgenden die einzelnen Vor- und Nachteile der Optionen.

Tiny House kaufen

Vorteile

  • Relativ schnell einzugsbereit
  • Weniger Planungsaufwand
  • Weniger Zeitaufwand
  • Weniger Recherchezeit
  • Professionell gebaut

Nachteile

  • Allenfalls eingeschränkte Materialwahl
  • Allenfalls eingeschränkte Ausbauvarianten
  • Teurer als Selbstbau
  • Man weiss nicht, wie das Haus gebaut ist
  • Je nach Produzent nicht sehr nachhaltige Materialien
  • Je nach Produzent lange Wartezeiten

Wenn du dein Tiny House kaufen willst, hast du in den meisten Fällen einen viel geringeren Planungsaufwand – wir raten allerdings von einem fix-fertig-Haus ab, wo du auch bei der Inneneinrichtung nichts mitbestimmen kannst, es sei denn, deine Bedürfnisse und dein Wunsch-Grundriss sehen genau so aus. Ansonsten ist es unserer Meinung nach immer besser, das Haus nach den Bewohnern zu designen. Ist ja bei einem normalen Haus auch so. Der Planungsaufwand sollte sich aber deutlich geringer halten, da du Statik, Elektro und Sanitär nicht selber planen musst. Das erspart dir natürlich viel Zeit und du hast am Schluss (je nach Anbieter) wahrscheinlich auch alle Unterlagen für einen Bauantrag. Dafür kann es sein, dass der Anbieter dir nicht alle gewünschten Materialien verbaut, dass du natürlich auch mehr zahlst als im Selbstbau und du die Erfahrung nicht hast.

Tiny House selber bauen

Im Video erzählen dir wir, was unsere Erfahrungen waren beim Selbstbau der Villa Kuntergrün.

Vorteile

  • Freie Wahl in Gestaltung
  • Freie Wahl im Design
  • Erfahrung und viel Wissen aneignen
  • Man kennt sein Haus bis auf die letzte Schraube
  • Tolles Projekt mit Menschen teilen

Nachteile

  • Viel Zeit für Bau, Recherche und Planung
  • „Professionelle“ Unterlagen von Architekten fehlen (v.a. für Bauanträge etc. von Vorteil)
  • Viele Arbeitsschritte werden vom Profi in viel kürzerer Zeit erledigt
  • Kauf von Werkzeug
  • Miete für Bauplatz

Das Tiny House selber zu bauen macht viel Spass, aber auch viel Arbeit. Du musst es planen und die einzelnen Schritte in die Tat umsetzen, wobei du dir theoretisches und praktisches Wissen aneignen wirst. Dazu brauchst du natürich auch eigenes Werkzeug, ein zusätzlicher Kostenpunkt. Auch ein Bauplatz muss gefunden werden, dafür kannst du in deinem Tempo und genau nach deinen Wünschen bauen. Die Arbeitszeit wirst du allerdings finanziell nicht ausbezahlt bekommen. Aber das Gefühl im eigenen Haus aufzuwachen, in dem du jede Schraube kennst, ist unersetzbar. Der Selbstbau ist übrigens auch mit Null handwerklichen Erfahrung möglich (liess dir dazu das Interview von Fiona in der Lektion „Leben im Tiny House“ durch oder besuche ihre Webseite), braucht dementsprechend einfach etwas länger, um sich die Skills anzueignen.

Die Zwischenlösungen

Teile bauen lassen und den Rest selbst ausbauen

Vorteile

  • Schwere Aufgaben können vom Profi übernommen werden
  • Einiges weniger an Werkzeug
  • Trotzdem das Haus mit Händen mitgestaltet
  • Mehr freie Wahl

Nachteile

  • Weniger Wissen & Fähigkeiten angesammelt
  • In der Regel teurer als Selbstbau und manchmal auch als Fertighaus (da kein Baupaket)

Einige lassen sich ihr Tiny House auch halb bauen und machen den Rest selbst. So kann beispielsweise die Inneneinrichtung selbst gebaut werden und das Ständerbauwerk mit Wänden und Dach ist schon fertig. Preislich lohnt sich das aber manchmal nicht, da Baupakete als ganzes günstiger sein könnten. Dafür hat man einiges mehr an Skills und Wissen…

Fertigbausatz

Vorteile

  • Planung ist gemacht, Statik etc. muss nicht selbst errechnet werden
  • Weniger Aufwand
  • Oft auch schon viele Bauteile zugeschnitten

Nachteile

  • Eingeschränkter in der Materialwahl
  • Eingeschränkter im Design

Als Mittellösung gibt es auch den Fertigbausatz, bei dem du die meisten Materialien schon in passender Grösse geliefert bekommst, und nur noch zusammenbasteln musst. Die Gestaltungsfreiheit und Materialauswahl ist natürlich eingeschränkt, dafür brauchst du weniger Zeit für den Bau und die Planung.

Aufgabe: Kaufen oder Bauen?

  • Schreibe dir auf, wie viel Zeit du hast, um ein Haus zu planen oder zu bauen.
  • Wie viel Geld steht dir zur Verfügung? (weitere Tipps dazu in der übernächsten Lektion)
  • Wie handwerklich begabt bist du? Welche Projekte hast du schon mit deinen zwei Händen gebaut?
  • Falls du handwerklich bisher kaum Erfahrungen gemacht hast: Macht es dir Spass, mit deinen Händen zu arbeiten – sei dies im Garten, damals in Werkunterricht oder mal beim Umzug eines Freundes mitzuhelfen?
  • Welche Aufgaben traust du dir selbst zu, welche würdest du auf keinen Fall selber übernehmen wollen? Markiere, welche Bereiche du dir vorstellen kannst, selber zu übernehmen. Wir wollen dir auf keinen Fall ausreden, dass du das schaffst – es ist alles erlernbar, aber um dir aufzuzeigen, dass es nicht einfach um ein paar Balken und ein paar Bretter zusammenzuschrauben geht, hier eine detailliertere Liste, welche Schritte nötig sein werden.

Sanitär (Rohre verlegen, allenfalls zusammenschweissen, Anschlüsse montieren,…)

Elektro (Kabel verlegen, Sicherungskasten einrichten, Steckdosen montieren,…)

Dach (Dachdecken, Dämmen,…)

Innenausbau

Möbelbau (Küche, Tisch, Couch oder Treppe aus Holz zusägen und zusammenschrauben)

Streichen / Ölen

Ständerwerk bauen (Balken sägen, verschrauben)

Fenster einbauen

Boden verlegen

Dämmen

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