6. Planung

Okay, ein Kapitel über die Planung im Tiny House Planungs-Onlinekurs zu haben, mag etwas wiedersprüchlich sein. Aber es gibt auch nur für die Planungsschritte einiges zu beachten. Wir geben dir hier eine Stütze, wie du bei der Planung Schritt für Schritt vorgehen kannst.

Programme oder Papier?

Im Internet gibt es diverse Modelle, wo du dein Haus zeichnen kannst. Auf Google Sketch kann man so auch die Rahmenkonstruktion und den ganzen Aufbau planen. Wir haben unsere Pläne allerdings alle auf Papier gezeichnet. So mussten wir uns nicht in das Programm einarbeiten und konnten die Skizzen als Laien auch deutlich schneller zeichnen. Zudem mussten wir nicht immer einen Computer mit auf die Baustelle schleppen, wo wir eh kein Netz hatten.

Allerdings sieht man an digitalen Modellen sehr schnell, ob du alles richtig geplant hast. Plus teilweise gibt es Pläne, die du dir kaufen kannst und somit auch erste Anhaltspunkte hast. Zudem kannst du dir mit den 3D-Simulatoren auch schon besser vorstellen, wie es aussehen wird in deinem Häusle.

Wir haben aber mit einem Raummodellprogramm die ungefähren Möbel (wobei die Farbe vorgegeben war) zusammengestellt und konnten so einen kleinen 3D Einblick in unser zukünftiges Haus geniessen.

Erste Skizzen

Ein Haus zu planen, egal ob gross oder winzig, braucht Zeit und ist ebenso wichtig, wie der Bau danach. Wer ein Tiny House baut, kommt nicht umher, sich Gedanken z Technik, Heizung, Wasseraufbereitungssysteme, Wasserleitungen und so weiter zu machen.  Aber zum Anfang ist es auch gut, eine erste Grundskizze zu haben, so, wie du eben gerne hausen möchtest. In einem zweiten Schritt, nachdem du den Kurs durchgearbeitet hast, kannst du deine Pläne nochmal überarbeiten und in die Detaillplanung gehen.

Wir empfehlen, am Anfang einfach mal wild draufloszuzeichnen – das geht für uns am besten auf Suddelpapier. Lass deiner Inspiration freien Lauf. Wir haben damit angefangen, uns ein Tiny House mit Dachterrasse auszumalen. Wie ihr ja schon gesehen habt, ist daraus nichts geworden. Wir vermissen sie auch nicht… aber um in deine Kreativität zu kommen, ist es gut, erstmal einfach zu träumen.

Einen ersten Entwurf, wie es drinnen aussehen sollte, hatten wir auch für die Villa Kuntergrün bald beieinander und fragten uns schon, warum denn die andern so lange an der Planung sassen. Doch bald merkten wir, wie viele Fragen hinter dem Plan steckten: Was für Fenster, was für eine Heizung, wie wird das Wasser erwärmt,…?

Erste Entscheidungen treffen

Wenn du dich also für die eine oder andere Version entscheidest, gilt es, deine Pläne dementsprechend anzupassen. Wie gesagt, erstmal fängst du mit ein paar Grundskizzen an. Selbst wenn du dich erstmal auf die eine oder andere Transportmöglichkeit beschränkst, kannst du später natürlich immer noch neue Skizzen anfertigen. Erste Grundskizzen sollten sich ja schon auf deinem Schreibtisch gesammelt haben. Verfeinere sie mit den folgenden Punkte:

Grösse & Gewicht als einschränkenste Faktoren

Nochmals kurz zusammengefasst, was wir in Lektion 3 und 4 besprochen haben:

Wie schon in der Definition erwähnt, sind Tiny Houses nicht grösser als 40-50qm. Viele der Grösseneinschränkungen hängen mit Strassenzulassungsgesetzen zusammen (wer sein Haus auf festem Untergrund baut, hat diese Probleme natürlich nicht). In Deutschland und in der Schweiz ist die Höhe auf 4 m begrenzt, da viele Brücken und Überkopfschilder auf der Autobahn daran ausgerichtet sind. Darüber hinaus zu bauen, empfiehlt sich also nicht. Sonst kann der Transport ziemlich teuer und eingeschränkt werden.

Die maximale Breite beträgt 2.55m. Hier gibt es aber etliche Ausnahmen – zum Beispiel bei landwirtschaftlichen Maschinen, welche öfters breiter sind. Dafür gibt es Sondergenehmigungen. Auch unser Haus ist 2.60m breit. Da unser Haus aber als Ladung (diese muss manuell lösbar sein –bspw. mit Flügelschrauben) und nicht als Wohnwagen verbaut ist, können wir für 80 Euro eine Genehmigung holen und können es mit dem PKW fahren.

Die Länge hängt meistens mit dem Anhänger und dem Gewicht zusammen. Während LKW-Anhänger, welche Container transportieren zum Beispiel 12m lang sind, wird es bei einem PKW-Anhänger mit maximalen 3.5 Tonnen schwierig, diese Gewichtsbegrenzung bei 12m einzuhalten. Meist könnte der Anhänger selbst mehr Gewicht tragen, darf aber dann nicht auf die Strasse. Wer den Anhänger nachher aufbockt, kann aber das Haus so bauen, dass nur die feste Inneneinrichtung  mit dem Haus die 3.5 Tonnen wiegt. Wenn es aber dann steht, können zusätzliche Möbel, Einrichtungsgegenstände eingebaut werden.

Zirkuswagen können da schon mehr vertragen, teilweise bis zu 10 Tonnen, müssen dann aber mit dem Traktor gezogen werden, was suboptimal ist für lange Strecken. Je nach LKW-Anhänger können bis zu 40 Tonnen transportiert werden.

Um das schwierigste Element herumdesignen

Ein Klavier im Tiny House? Auf die Idee kommen auch nicht viele. Aber da wir beide spielen, haben wir uns dafür entschieden, unserem geliebten E-Piano einen Platz im Tiny House zu sichern. Wir planten danach sozusagen um unser Klavier herum. Weiter war uns eine grosse Küche und eine grosse Dusche wichtig. Vielleicht liegt bei dir die Priorität auf einem riesigen Sofa? Oder einem Tisch für 8 Gäste?

Egal was es ist, platziere das schwierigste Element und ordne alles andere darum herum an, bis du einen Entwurf findest, der für dich und deine allfälligen Mitbewohner passt.

Ausmisten – was kommt mit?

Kurz nachdem wir beschlossen hatten, ein Tiny House zu bauen, haben wir angefangen auszumisten. Das empfehlen wir dir auch, denn je nach dem wie viel Besitz du hast, kann das ein längerer Prozess sein, für den du während des Baus selbst weniger Zeit hast. Während des Ausmistens kristallisiert sich auch heraus, was dir wichtig ist und was auf jeden Fall einen Platz in deinem Tiny House bekommen soll.

Das wiederum erleichtert dir, zu wissen, wofür du überhaupt Stauraum einplanen brauchst. In der Aufgabe nach diesem Kapitel findest du eine Liste, die du an deinen Besitz anpassen kannst, damit du schon von Anfang genügend Stauraum einplanen kannst. Dieser Schritt ist extrem wichtig, weil du so auch abschätzen kannst, ob du für all deine Lieblingsgegenstände einen Platz findest, ob der Platz im Tiny House dir wirklich reicht oder ob du doch eher noch Abstellräume oder eine Wohnung brauchst.

Im Video gibt Michelle dir noch ein paar Tipps und Erfahrungen mit auf den Weg zum Ausmisten.

Veranda/Aussenplatz

Die Veranda oder ein Vorplatz ist dein zweites Zuhause. Da der Raum innen so klein ist, nutzt man den draussen um so mehr. Also überlege dir auch schon, wie du eine Veranda gestalten willst. Natürlich hängt das mit dem zukünftigen Stellplatz zusammen, aber träumen kannst du ja schon mal ;)

Mögliche Materialien für einen Vorplatz oder eine Veranda sind:

      • Hackschnitzel
      • Steinplatten
      • Holzveranda
      • Rasen
      • Kies

6 Tipps zur Planung deines Tiny Houses

      • Selbsteinschätzung & Einfachheit

Nach deiner ersten wildromantischen Skizze wird es Zeit, auf den Boden der Realität zurückzukommen. Traust du dir das Tiny-House-mit-Balkon-auf-dem-Dach-ausfahrbarer-Veranda-und-Sahnehäubchen-Decke zu? Je komplizierter das Ding ist, desto schwieriger wird der Bau. Wenn du Bock auf Abenteuer hast oder schon erfahren bist – go for it. Aber auch in der Einfachheit liegt viel Schönheit. Du kannst dir natürlich auch Hilfe holen, wichtig ist bloss, dass du weisst, dass du das schaffst und du es auch fertig machst.

      • Sanitär nahe beieinander

Damit du weniger Leitungen verlegen und somit auch Kosten sparen kannst, lohnt es sich, Bad und Küche nahe beieinander zu planen. Denn auch die Dämmung ist da, wo die Leitungen entlanglaufen, schlechter. Und das allerwichtigste: Die Abflussrohre müssen ein Mindestgefälle von 1cm pro Meter haben – d.h. wenn du die Rohre (5-10cm Durchmesser) im Boden verlegen willst, musst du entweder einen sehr hohen Bodenaufbau haben, damit du das Gefälle einhalten kannst (du willst ja nicht, dass dir das Wasser nicht abfliesst) oder dass du kurze Wege hast.

      • Fenster in gleicher Grösse

Baue Fenster der gleichen Marke, Farbe und gleicher Höhe ein, damit dein Raum einheitlicher wirkt. Natürlich kannst du auch Second-Hand Fenster einbauen und sie in gleicher Farbe streichen oder es als Stilelement verwenden, dass jedes Fenster anders aussieht und eine andere Geschichte erzählt. Sei dir einfach bewusst, was wie wirkt.

      • Genügend Zeit zum Planen einrechnen

Lass dir Zeit bei der Planung. Es ist wichtig, dass du dir über möglichst viele Optionen schon Gedanken gemacht hast und einen Plan hast, wie du die einzelnen Schritte vom Ständerbau bis zu Elektro einbauen wirst. Denn wenn die Wände einmal zu sind, wird es schwierig, ein Kabel durchzuziehen. Auch während des Baus wirst du höchstwahrscheinlich immer wieder planen – weiter und weiter ins Detail.

      • Regale als Trennwand

Anstatt eine Trennwand mit 20cm Tiefe einzubauen, nutze diese lieber als Regal: Von der einen Seite kommt eine Beplankung, von der anderen kann sie als Regal genutzt werden.

      • Mit genauen Massen rechnen

Genaue Planung ist essentiell, damit deine Möbel nachher auch hineinpassen. Das kann zu millimetergenauer Passarbeit kommen: Unser Klavier beispielsweise passt genau zwischen Treppe (Radkasten) und Couch. Wenn du also Möbel hast, die ins Tiny House sollen, messe sie aus und überlege dir, ob und wie sie hineinpassen.

Detailplanung

1:1 Entwurf

Wenn du deine grundsätzliche Grundrissplanung fertig hast und dir auch schon zu Statik, Ständerbauweise etc. Gedanken gemacht hast, wird es Zeit für deinen 1:1 Entwurf. Das 3D Modell auf Computer hat uns zwar schöne Bilder ausgespuckt, doch als wir kurzerhand im Winter 2018, nach dem unser Anhänger schon bestellt war, unser Wohnzimmer in ein Tiny House umwandelten, stellten wir mit Schrecken fest, dass unser Design uns gar nicht gut gefiel.

Wir haben dazu mit den Möbel, die wir schon hatten (unsere Couch, die wir extra für das Tiny House gebaut hatten) das Modell im Wohnzimmer nachgestellt. Mit Regalen versuchten wir die noch hinzukommenden Möbel zu ersetzen. So hatten wir einen ersten Eindruck, wie es sein wird, im Tiny House zu leben.

Doch unser Entwurf gefiel uns gar nicht. Der Anhänger war auf dem Weg und wir hatten kurz Panik, dass wir das ganze Projekt wieder absagen mussten. Doch dann spielten wir einfach mit dem Wohnzimmermodell  und rückten die Möbel, bis uns das neue Modell gefiel. Problem gelöst.

Das gleiche kannst du auch am Strand machen oder deinen Grundentwurf mit Kreide auf eine Asphaltfläche malen: So siehst du, ob Türen, Durchgänge etc. gross genug sind.

Wohnungen und Häuser ausmessen

Lerne von den Profis – messe deine jetzige Wohnung, die von Freunden für spezifische Fragen aus. Auf welcher Höhe ist normalerweise ein Waschbecken angebracht, wie hoch eine Toilette, wie viel Beinfreiheit empfiehlt sich davor. Dafür gibt’s irgendwo auch Normen, aber mit dem Zollstock ist man meist schneller und kann es mit Kisten, Möbeln und Bretter auch einfach mal „ausprobieren“. Für grössere Menschen kann die Arbeitsplatte in der Küche beispielsweise leicht erhöht sein. Auch die Höhe von Steckdosen, Fenstern, Tischen, Stühlen, Couch etc. musst du nicht neu erfinden.

Gewichtsverteilung

Damit dein Tiny House, sofern auf einem Fundament, nicht tendenziell auf die eine Seite absinkt oder bei der Fahrt Probleme macht, ist es wichtig, dass du eine möglichst ausgeglichene Gewichtsverteilung einplanst. Bei uns ist beispielsweise Ofen und Klavier auf gegenüberliegenden Seiten. Auch in der Küche sind die Geräte und Schränke ungefähr gleich schwer. Da zum Transport alle schweren Möbel und Geräte ausgebaut werden, ist es relativ leer und hat keine krassen Schwerpunkte auf der einen oder anderen Seite. Auch das Gleichgewicht von hinten und vorne sind hier zu beachten. Das ist auch für den Transport und die Achslast wichtig.

Kurs durcharbeiten

Wenn du an dem  Punkt angekommen bist, dass du weisst, wie dein Häuschen ungefähr aussehen soll, wo die Küche, wo  das Bad etc. hinkommt, befasst du dich am besten erstmal mit dem Rest des Kurses. Somit sammelst du wertvolle Infos, die dir bei der weiteren Detailplanung helfen. Denn jetzt kommen Fragen wie: Wo werden die einzelnen Wasserleitungen verlegt und aus welchem Material bestehen sie? Wo steht der Boiler? Wo kommt der Sicherungskasten hin, wie sind die Wände aufgebaut? Wie viel Platz habe ich dann tatsächlich im Innenmass noch?

Aufgabe: Erste Skizzen

      • Skizziere dein Tiny House und überlege dir danach, wo du folgende Dinge unterbringen kannst, die schnell vergessen gehen:
        • Putzsachen (von Schuhputzzeugs bis zum Staubwedel)
        • Sportsachen (Surfbrett, Fahrräder, Yogamatten,…)
        • Werkzeuge
        • Bürosachen (Ordner, Stifte, Drucker)
        • Küchengeräte
        • Essensvorräte
        • Elektrogeräte (Waschmaschine, Spülmaschine, Backofen)
        • Haustechnik (allenfalls Solaranlage und Batterien, Warmwasseraurbereitung,…)
        • Pflanzen
        • Kinderspielzeug
        • Haustierplatz, Futter und Spielzeug
        • Campingausrüstung (Zelt, Schlafsäcke, Isomatten)
        • Schuhe
        • Unterwäsche
        • Gärtnersachen
        • Kosmetik
        • Bastelsachen (Farben, Stoffe, Nähmaschine)
        • Erinnerungsgegenstände
        • Bücher
        • Müll, Recycling und Dreckwäsche
        • Bettwäsche
      • 1:1 Entwurf: Entscheide dich für eine der oben genannten Methoden, einen 1:1 Entwurf aufzuzeichnen/bauen. Geh durch dein Tiny House und überlege dir, ob genug Platz zwischen Möbeln, im Gang, in der Küche, um sich aufs Klo hinsetzen zu können etc.

Aufgabe Ausmisten

      • Schnapp dir deine Agenda und plane wöchentlich einen Raum, einen Schrank oder eine Schublade ein, die du ausmistest.  Verschiedene Tipps zum Ausmisten und Minimalisieren findest du bei den weiteren Ressourcen

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