Beplankung innen
Jede Ständerbauweise benötigt eine Beplankung auf der Innenseite. Das bedeutet einfach, dass auf der Innenseite ein Wandmaterial angebracht werden muss. Das können große Holz- oder Gipsfaserplatten sein, oder aber auch Holzpaneele. Wichtig ist, dass du auf die eine oder andere Art eine Aussteifung der Ständer erreichen musst, sonst kann dein Haus wie ein Kartenhaus zusammenfallen.
Holzbeplankung
Wenn du Holz als Beplankungswerkstoff wählst (was wir empfehlen), dann gibt es mehrere Möglichkeiten, um für die Aussteifung der Ständer zu sorgen. Beliebt sind OSB und Dreischichtplatten. Beide enthalten allerdings sehr viel Leim und sind aus ökologischer und baubiologischer Sicht nicht optimal. OSB-Platten bestehen aus groben Holzspänen und Leim. Die Holzspäne waren ursprünglich Abfall der Holzindustrie, heutzutage wird aber aufgrund der hohen Nachfrage auch anderweitig nutzbares Holz verwendet. Diese Platten werden standardmäßig im Trockenbau verwendet und zeichnen sich durch eine hohe Steifigkeit aus, und sie sind sehr preiswert. Dreischichtplatten bestehen aus drei verleimten, über Kreuz liegenden Brettschichten. Diese Platten zeichnen sich auch durch eine hohe Steifigkeit aus, sind dabei aber wesentlich ansehnlicher als OSB-Platten.
Felix‘ statische Berechnungen für unseren Bau haben uns gezeigt, dass wir mit einer Beplankung mit 18-20mm Dreischichtplatte deutlich zu schwer werden. Wir haben uns daher für die Aussteifung mittels Querstreben und eine Beplankung mit 6mm starken Pappelsperrholzplatten entschieden. Diese Platten sind ähnlich aufgebaut wie die Dreischichtplatten, aber eben wesentlich dünner und leichter. Daher ist die aussteifende Wirkung sehr gering, was aber die Querstreben wettgemacht haben. Heute würden wir aber anders bauen, das erfährst du in der Lektion zum Rohbau.
Leimausdünstung
Alle diese Plattenarten enthalten wie gesagt Leim. Dieser kann über Jahre ausdünsten. Einige in typischen Leimen verwendete Inhaltstoffe gelten als stark krebserzeugend, z.B. Formaldehyd, über viele weiß man noch nichts genaues. Für die eigene Gesundheit sollte also darauf verzichtet werden. Manche Platten verwenden Formaldehyd-freie Leime und werden als gesundheitlich unbedenklich beworben. Hier kann es aber sein, dass stattdessen Isocyanate verwendet werden. Die dünsten nach dem Aushärten nicht oder sehr wenig aus, sind dafür aber während des Herstellungsprozesses für die Arbeiter giftig.
Dreischichtplatten sind im Hinblick auf die Leimausdünstung auf jeden Fall OSB-Platten vorzuziehen, da wesentlich weniger Leim benötigt wird und zumindest Holz den Großteil der sichtbaren Oberfläche ausmacht. Das heißt, es dünstet auch weniger aus, als wenn der Leim freiliegt. In der Steifigkeit können Dreischichtplatten für unsere Zwecke genügend mit OSB-Platten mithalten.
Besser leimlos
Besser noch sind Platten, die ganz ohne Leim auskommen. Hier gibt es Vollholzplatten, deren einzelne Bretter über Schwalbenschwanzverbindungen verbunden sind. Wenn nur eine Lage verbaut und diese aussteifend wirken soll, dann muss darauf geachtet werden, dass Diagnoalplatten verwendet werden, bei denen die einzelnen Bretter schräg zur Verlegerichtung der Ständer verlaufen. Wenn du diese Platten dann so verlegst, dass die Bretter bei gegenüberliegenden Wände entgegengesetzt verlaufen, dann erhältst du auch eine ausreichende Versteifung. Klär das aber im Zweifel mit dem Statiker!
Holzarten und ihre Phenole
Neben der Vermeidung von ausdünstendem Leim, können die natürlichen Phenole des Holzes eine positive Wirkung auf euch als Bewohner haben. Wir empfinden jedenfalls den Geruch von Fichtenholz als sehr angenehm, auch sehr viele Besucher unseres Häuschen bewundern den schönen Holzgeruch in unserem Häuschen. Und das auch nach einem halben Jahr Bewohnung – inklusive Trockentrenntoilette ohne Lüfter ;)
Seit einigen Jahren gibt es geradezu einen Hype um Zirbenholz. Der Zirbe werden dabei sehr wohltuende und heilende Wirkungen nachgesagt. Es gibt einige Möbel zu erwerben oder auch Bretter und Späne. Wir haben kein Zirbenholz verbaut, aber ein paar kleine Kissen mit Spänen gefüllt, und wir empfinden den Geruch als sehr angenehm.
Für den Rohbau ist die Holzart bzgl. Baubiologie nicht von großer Bedeutung. Aber für den Innenraum raten wir euch, verschiedene Holzarten kennenzulernen, sowohl die Haptik, als auch das Aussehen und der Geruch. Für jeden passt vielleicht ein anderes Holz besser. Bei leichten Tiny Houses musst du wahrscheinlich bei den Weichhölzern bleiben, aber auch hier gibt es mit Fichte, Tanne, Kiefer und Zirbe eine Auswahl weit verbreiteter Holzarten.
Wärme und Feuchtigkeit
Holzwände und -böden sind zudem auch im Winter angenehm beim Anlehnen. Wenn ich bei Minusgraden draußen und ohne wärmenden Ofen mich morgens im Bett an die Außenwand lehne, dann wird mein Rücken nicht kalt! Das Holz nimmt oberflächlich etwas Wärme auf, leitet diese aber sehr schlecht weiter, sie wird also lokal gespeichert, was zu einem angenehmen Empfinden führt.
Holz kann einiges an Feuchtigkeit speichern. Wenn ihr also rundherum 2-3cm Holzwände, -boden und -decke habt, dann speichert dieses Holz einen Großteil der von euch produzierten Feuchtigkeit. Auch hier ist Lüften natürlich angesagt, aber bis an Holz Schimmel entsteht braucht es schon einiges. Und schimmelfreie Luft ist definitiv erstrebenswert.
Für mehr Infos zu Holz als unverleimter Baustoff können wir dir die Bücher von Erwin Thoma oder auch Youtube-Videos von ihm empfehlen. Beispielsweise dieses hier:
Gipskarton
Im Trockenbau werden vielfach auch Gipskartonplatten verwendet. Der Gips ist ein Abfallprodukt der Rauchgasentschwefelung von z.B. Steinkohlekraftwerken. Da es also ein Abfallprodukt ist, kann es als nachhaltig angesehen werden. Aber indirekt fördert man durch den Kauf natürlich auch die Kohleindustrie. Das kann man ja machen, aber man sollte sich dessen bewusst sein und entsprechend mündig entscheiden.
Von Gipskarton wurde uns in einem mobilen Haus abgeraten. Zum einen sind sie 20%-25% schwerer als Dreischichtplatten und reines Fichtenholz, zum anderen sind sie nicht sehr bruchstabil. Bei einer Überfahrt mit Erschütterungen ist also die Bruchgefahr recht hoch.
Wenn du aber auf über 3,5t baust und nicht häufig umziehen willst, ist Gipskarton vielleicht eine Alternative. Insbesondere, wenn du an Lehmputz interessiert bist, lohnt es sich darüber nachzudenken.