3. Fundament, Transport und Strassenverordnungen

 

So, lass uns mal die Basics abchecken: Was nimmt man denn als Fundament für Tiny Houses? Und wie transportiert man diese Dinger dann? Schnapp dir ein Glas Wasser, Tee oder Kaffee und lies dir das Kapitel durch.

 

Fundamente

Betonfundament

Wie bei einem normalen Haus, kannst du natürlich auch ein Tiny House auf einem Betonfundament bauen. Dies ist allerdings etwas konträr zu dem Wunsch, nicht weiteren Boden zu versiegeln. Ein solches Tiny House macht zudem nur dann Sinn, wenn es da bleiben kann und nicht transportiert wird.

Punktfundamente

  • Beton
  • Schraub
  • Naturstein

Egal ob dein Tiny House auf Rädern ist oder per LKW transportierbar. Direkt in den Matsch wirst du es nicht stellen wollen. Anstatt aber den ganzen Boden zu betonieren, kannst du dein Häusle auch auf Punktfundamente stellen, respektive deinen Trailer aufbocken. Diese Fundamente können aus Beton, Holz oder Naturstein sein. Holz ist für den direkten Bodenkontakt allerdings nicht so gut geeignet, da es schnell wegfaulen kann. Also lieber ein Stein und danach Holzbalken, falls du es etwas „abheben“ willst.

Ein Vorteil bei Punktfundamenten ist der gewonnene Stauraum unter dem Haus. Allerdings kann der Boden im Winter auch echt kalt sein, wenn der Wind untendurch wehen kann. Eine Kanadierin hat dieses Problem mit Strohballen gelöst, die sie rund um ihr Häuschen gestellt und so „gedämmt“ hat.

 

Welche Anhängertypen gibt es?

Tieflader

Tieflader sind Anhänger, bei welchen die Pritsche zwischen den Rädern kleiner ist, es werden sogenannte Radkästen gebraucht und die zwischen den Räder liegende beladbare Fläche ist kleiner.

Die PKW-Trailer für Tiny Houses, die wir bisher gesehen haben, sind Tieflader. Auch die von Vlemmix haben einen Radkasten, um den herum gebaut werden muss. Dafür ist die Höhe der Ladefläche meist deutlich tiefer als bei Hochladern. Unser Vlemmixtrailer ist beispielsweise ca. 44cm hoch (Achtung, meist werden zwei unterschiedliche Höhen angegeben – eine im beladenen und eine im „leeren“ Zustand. So bleibt einem noch etwas über 3.5m. Wer ein Loft einbauen möchte, ist mit Tiefladern am besten beraten.

Hochlader

Beim Hochlader sind die Räder sozusagen unter der Ladefläche, sodass die gesamte Ladefläche gleich ist und keine Radkästen vorhanden sind, um die herumgebaut werden muss. Auch Vlemmix bietet Hochlader-Modelle an, diese sind aber 57cm hoch.

Viele LKW Trailer sind ebenfalls als Hochlader gebaut, haben aber eine Höhe von ca. 1m.

Gooseneck

Eine Variante, die wir vor allem in den USA schon häufiger gesehen haben. Dabei ist die Deichsel erhöht, und ebenfalls bebaubar. Ein wunderbarer Platz für ein Loft, das eine angenehme Höhe hat. Allerdings sind die Trailer in Deutschland kaum verbreitet. Sie werden auch nicht wie normale Anhänger angehängt, sondern eher auf der hinteren Ladefläche des Zugfahrzeuges festgemacht – es sind also speziellere Fahrzeuge für den Tranpsort nötig.

 

Verschiedene Fundamente und ihre Transportmöglichkeit

Zirkuswagen-Chassis

Zirkuswagen sind meist auf Hochladern gebaut und in der Regel einstöckig. Oft haben Zirkuswagen ein rundes Dach und ein Oberlicht. Die Chassis sind mit einem Meter relativ hoch und viele haben keine offizielle Zulassung. Sie können oft nur mit Traktor und 25er Schild transportiert werden. Für weite Wege also weniger geeignet. Dafür sind sie oft relativ günstig – teilweise auch schon mit einem „Wagen“ drauf, so dass eventuell nicht alles neu gebaut werden muss.

Bauwagen-Chassis

Der Bauwagen ist, was auf dem Bau eingesetzt wird: Eine kleine Blechbude, die meist sowohl Wände als auch Dach aus Blech aufgebaut hat und in der Regel nicht die volle Ausstattung für ein Leben enthält. Aus sogenannten Wagenburgen kennt man sie vielleicht auch, wo sie dann umgenutzt werden. Auch die Bauwagen-Chassis kommen meist als Hochlader mit einer Höhe von ungefähr 1m. Natürlich können auch aus schon vorhandenen Wägen Zuhause geschaffen werden. Aber auch hier gilt, gut zu prüfen, wie und ob das Chassis für die Strasse geeignet ist. Wer nur kurze Wege damit zurücklegt, hat auch mit dem 25er-Schild kein Problem, aber auch hier – wer noch keine Ahnung hat, wo er in 10 Jahren leben will, ist vielleicht mit einer anderen Option besser ausgestattet. Meist bekommt man auch gebrauchte Chassis – mit oder ohne Bauwagen – sehr günstig second hand.

PKW-Trailer

Hersteller wie Vlemmix stellen extra PKW-Trailer für Tiny Houses her. Viele davon sind Tieflader und dürfen ein Gesamtgewicht von 3.5 Tonnen haben (inlk. Anhänger!). Vorteil ist klar der günstige Transport. Allerdings muss der Anhänger zum TÜV, es fragt sich, ob das Haus dafür weg muss oder drauf bleiben darf. Die Wartung des Anhängers ist natürlich wie bei allen Transportmöglichkeiten, wo das Tiny House direkt mit dem Trailer verbunden wird, Sache des Besitzers.

Transport mit LKW

Wer sein Häuschen per LKW transportiert, hat meist deutlich weniger Einschränkungen beim Gewicht. Es können zwar auch nicht 50 Tonnen damit transportiert werden, doch bis zu 10 Tonnen ist bei den meisten Optionen kein Problem. Das gibt viel Freiheit im Aufbau der Wände, es muss nicht auf jedes Kilo geachtet werden. Ein weiterer Vorteil ist – sofern man nicht direkt auf einen LKW-Trailer baut (diesen also nur zum Transport braucht), dass man sich nicht mit TÜV, Bremsen und Instandhaltung des Anhängers befassen muss.

Nachteil ist zum einen, dass man abhängig von einem LKW-Transport ist. Der wird teurer sein, als wenn ihr ein Mietauto holt und euer Haus selbst transportiert. Zum anderen sind nicht alle Wunschplätzchen mit LKW erreichbar, respektive muss eventuell noch ein Kran aufgestellt werden. Die Wendbarkeit von PKW trumpft hier natürlich deutlich mehr auf.

Wechselbrücke

Wechselbrücken sind ähnlich wie Container auf einen LKW-Anhänger aufladbar. Sie können mit vier Beinen auch einfach selber stehen. Durch sogenannte Twist-Locks werden sie am Anhänger befestigt und können so leicht transportiert werden. Die BDF-Wechselbrücken sind meist 7.45m oder 7.82m lang, zwischen 2.4m – 3m hoch und 2.55 breit. Das Zuladungsgewicht variiert ebenfalls von 2.8t bis zu 25t, je nach Modell (wovon letzteres aber vom 40Tonnen Sattelzug transportiert werden muss).

Vorteil ist, dass der Bau meist nicht auf die 3.5 Tonnen beschränkt ist, woraus sich Freiheiten in der Wahl der Materialien ergeben. Allerdings ist die begrenzte Höhe in den meisten Fällen zu klein, um ein Loft einzubauen. Dadurch muss das Bett ebenfalls auf der ersten Ebene Platz finden, wodurch der Raum kleiner wird. Natürlich gibt es auch Möglichkeiten, das Bett „aufzuhängen“ und es runter und hochzulassen, ein Schrankbett einzubauen etc. Dazu mehr in der Lektion über Inneneinrichtung.

Im Gegensatz zu Schiffscontainern sind sie aber ohne Kran transportierbar und können innerhalb von 5 Minuten auf einen LKW-Anhänger aufgeladen werden.

Die sogenannten A-Behälter können bis zu 34 Tonnen wiegen und haben eine Länge von bis zu 13.67m. Diese sind allerdings extrem selten und dementsprechend teurer.

Schiffscontainer

Schiffscontainer gibt es in zwei Standardgrössen: 6,058m und 12,192m Länge. Sie sind 2.438m breit und haben eine Höhe von 2.385 bis 2.69m (alles Aussenmasse). Da die Container aus den USA kommen, sind die Original-Masse in Fuss angegeben (dies erklärt die vielen Kommastellen). Der 6m Seecontainer wird als 20-Fuss-Container , der 12m als 40-Fuss-Container bezeichnet. Es gibt weitere Sondermassen, die aber seltener vorkommen.

Je nach LKW, der den Container transportiert, darf der Container nach Ausbau bis zu 24 oder 30 Tonnen wiegen. Bei letzterem steht dann aber ein 40-Tönner vor der Tür ;)  Zudem wird ein Kran oder ähnliches für das Hochheben auf den Anhänger gebraucht.

Vorteile der Schiffscontainer ist, dass sie leicht stapelbar sind. So können unterschiedlichste Bauformen genutzt werden und meist auch relativ leicht noch weitere Elemente dazugefügt werden.

Von uns gesehen machen Container Sinn, wenn man nicht plant, gross umzuziehen und den Standort genehmigt bekommt. Es ist aus Sicht der Nachhaltigkeit auch nur sinnvoll, mit ausgedienten Modellen und nicht mit neuen Containern zu arbeiten.

 

Mobilität

Ladung…

Grundsätzlich kann man das Tiny House entweder fest auf dem Anhänger verbauen – dann muss es als Wohnwagen zugelassen und vom TÜV abgenommen werden – oder es als Ladung montieren. Die Ladung muss dabei manuell lösbar sein.

Wenn das Häuschen als Wohnwagen gebaut und zugelassen ist, hast du den Vorteil, dass es von der Bauweise auf Straßen ausgelegt ist und dementsprechend auch wie jeder andere Wohnwagen versichert werden kann. Ein Nachteil ist, dass die Außenmaße zwingend eingehalten werden müssen. Du musst also schauen, dass dein Wohnwagen – je nach Land der Zulassung – maximal 2.50m bis 2.55m breit ist. Wir empfehlen, hier auf die 2.50m zu gehen, sodass es in keinem Land zu einem Problem kommt. Wenn das Haus als Wohnwagen zugelassen ist, dann soll es eben auch wirklich mobil sein. Das wiederum bedeutet aber auch, dass nicht das Haus alleine, sondern inklusive der Einrichtung und dem Großteil deiner Gegenstände bestenfalls maximal 3.5t wiegt. Ansonsten hättest du immer einen großen Aufwand beim Weiterziehen.

…oder Wohnwagen?

Wenn das Häuschen als Ladung deklariert wird, dann muss nur der Anhänger angemeldet sein, das Haus selbst unterliegt dann nicht der Straßenverkehrszulassungsordnung. Das heißt, wenn das Haus z.B. 2.70m breit ist, dann kannst du für eine Überfahrt eine Sondergenehmigung einholen und es trotzdem bewegen. Es ist dann also weiterhin mobil, du bist aber nicht mehr so spontan, weil der Antrag eine gewisse Vorarbeit mit sich bringt. Wichtig ist hierbei auch noch, dass das Haus zwar nicht vom TÜV (oder MFK in der Schweiz) zugelassen werden muss, du aber dennoch für die Ladungssicherheit verantwortlich bist! Das bedeutet, dass du und der Fahrer schauen müsst, dass das Haus bei der Überfahrt auf dem Anhänger bleibt und auch nicht in sich zusammenfällt oder Teile vom Fahrtwind oder am Straßenrand befindlichen Bäumen abgerissen werden!

Straßenverkehrsordnung (StVO)

Mit der Deklaration deines Tiny Houses als Ladung kannst du also einige strenge Regeln der Straßenverkehrzulassungsordnung umgehen. Die Straßenverkehrsordnung musst du auf der anderen Seite natürlich dennoch beachten!

Aussenmasse

Hier gibt es zum Beispiel, wie bereits erwähnt, Beschränkungen in den Außenmaßen. Zum Beispiel dürfen Fahrzeug und Ladung im Normalfall eine Maximalbreite von 2.55m und eine Gesamthöhe von 4.00m nicht überschreiten. Auch in der Länge gibt es Beschränkungen, die aber für die üblichen Tiny Houses nicht ausgereizt werden. Die Beschränkungen können im Einzelfall nervig sein, sind aber sinnvoll, da die Straßen eben nur eine gewisse Breite haben und Autobahnbrücken und der Beschnitt von Bäumen am Straßenrand auf eine gewisse Höhe ausgelegt sind. Und auf 2.55m und 4.00m hat man sich eben geeinigt.

Überbreite und -höhe

Für eine Breite bis zu 3.00m eine Ausnahmegenehmigung zu erhalten, ist allerdings nicht sehr aufwendig und auch recht günstig. Für unseren Transport in die Schweiz hat uns die Ausnahmegenehmigung knapp 70.00€ gekostet und lag uns in wenigen Tagen vor. Das liegt daran, dass viele landwirtschaftliche Fahrzeuge mit einer Breite bis 3.00m zugelassen sind. Daher haben Landwirte auch häufig eine Dauergenehmigung mit Ladung bis 3.00m unterwegs zu sein. Ein Tiny House, das zur landwirtschaftlichen Nutzung von einem Traktor gezogen wird, könnte mit einem 25er-Schild versehen u.U. leicht von einem Landwirt transportiert werden.

Gewicht und Führerscheine

Wie schwer dein Tiny House auf der Straße sein darf, hängt im Wesentlichen von drei Faktoren ab: maximal zugelassenes Gesamtgewicht des Anhängers, maximale Anhängelast des Zugfahrzeuges und Führerscheinklasse des Fahrers.

Mit einem Führerschein der Klasse BE oder der alten Klasse 3, darfst du z.B. ein Zugfahrzeug mit bis zu 3.5t plus einen Anhänger mit bis zu 3.5t bewegen. Mit einem Führerschein der Klasse CE darfst du auch schwerere LKW inkl. Anhänger bewegen. Zusätzlich musst du darauf achten, dass nicht jeder PKW-Anhänger mit jedem PKW gezogen werden kann und darf. Der PKW muss diese 3.5 Tonnen deines Tiny Housese ziehen dürfen. Die Angaben findest du in den Papieren des Autos. So ist es z.B. nicht möglich und zugelassen unser Tiny House mit einem VW Polo zu ziehen:

Hier haben wir nur die Beleuchtung des Anhängers getestet :)

Transport Villa Kuntergrün

Für den Transport unserer Villa Kuntergrün haben wir einen Transportunternehmer engagiert, der mit einem als PKW zugelassenen Lieferwagen unser Tiny House gezogen hatte und in dem wir gleichzeitig einige unserer üblichen Umzugssachen transportieren lassen konnten. Der Lieferwagen durfte also selber bis 3.5t schwer sein und auch einen Anhänger mit bis zu 3.5t ziehen. Da unser Tiny House natürlich insbesondere am Zoll sehr auffällig war, wurden wir direkt rausgezogen, um gewogen zu werden. Es stellte sich heraus, dass unser Haus 3.5t gerade so eingehalten hat, aber der Lieferwagen leider zu schwer beladen war. Der Fahrer hatte – ohne unsere Anwesenheit – beides zwar mit unserer genau dafür besorgten Fahrzeugwaage gewogen, aber hatte wohl bei der Bedienung Probleme. Unser aller Glück am Zoll war, dass das Fahrzeug vom Aufbau für bis zu 4t ausgelegt war (aber nur als PKW bis zu 3.5t zugelassen) und dass der Fahrer auch einen LKW-Führerschein besaß, also auch wesentlich schwerere Fahrzeuge bewegen durfte. Somit stellte die Kombination aus Fahrzeug, Anhänger und Fahrer nur einen Verstoß gegen die Straßenverkehrsordnung dar, aber bedeutete keine Gefahr für den Straßenverkehr. Daher durften wir nach einiger Zeit weiterfahren, ohne umladen zu müssen. Der Fahrer hat anschließend eine Geldbuße bekommen (über deren Höhe er sich ausschweigt), aber keinen Führerscheinentzug oder sogar eine Strafanzeige. Trotzdem ist es echt wichtig, alles zu wiegen und sich gut zu informieren!

Was für uns faszinierend bleibt, ist, wie wenig Gewicht man in den Lieferwagen zuladen darf. Mit dem Eigengewicht des Fahrzeugs inkl. Hebebühne plus dem Gewicht des Anhängers an der Kupplung bleibt kaum noch etwas für Ladung übrig. Und rein vom Volumen sah die Ladefläche ziemlich leer aus, was sogar den kontrollierenden Beamten am Zoll erstaunte. Gleichzeitig hätten wir nebenan in unserem Caddy noch fast 200kg mehr zuladen dürfen, aber der war bis oben hin voll…

 

Aufgabe: Anhänger oder Punktfundament?

  • Nimm dir die Notizen von der letzten Lektion hervor und schaue dir deine Bedürfnisse nochmals durch.
  • Schreibe dir Vor- und Nachteile für einen Anhänger und ein Punktfundament auf.
  • Entscheide dich, welche Form für dich in Frage kommt.
  • Falls Punktfundament: Soll dein Haus irgendwie transportierbar sein?

Wenn nein: Du bist deutlicher freier in Gewicht und Grundrissen, kannst dich aber schon mal auf die Suche nach Bauland machen

Falls ja: Überlege dir, welcher Anhänger genutzt werden soll – beachte dabei Gewicht, Höhe, Breite und Länge und recherchiere, ob es für deine gewünschten Masse einen Trailer gibt und auch, wie viel ein Transport allenfalls kosten würde.

  • Falls Anhänger: Kannst du nach dem Ausschlussprinzip schon Trailer aus dem Rennen kicken?
  • Nimm dir nochmals die Skizzen von letzter Lektion hervor und übe mit deinen gewünschten Möbeln auf dem Übungsblatt, welcher Trailer von der Grösse her in Frage kommt.

Teile deine Gedanken gerne wie immer auch im Forum :)

 

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