Ich kann mich noch erinnern, wie ich als Kind auf der Strasse mitten im Fasnachtsumzug stand und ein Zückerli-Papier auf den Boden geworfen habe – nachdem meine Mama mir gesagt habe, dass ich das tun darf. Müll auf die Strasse werfen – etwas, was ich sonst nie mache, ist an der Fasnacht plötzlich erlaubt. Zu meinen Füssen lagen nicht nur tausende von Konfettis, sondern auch zertrampelte Plastikbecher. Am nächsten Morgen? Alles wieder blitzeblank.

Müll und Fasnacht scheinen Hand in Hand zu gehen. Seit wir wieder in der Schweizer Fasnachtshochburg Luzern wohnen, haben Felix und ich uns mit dem Thema beschäftigt, wie es geht, möglichst nachhaltig an die Fasnacht zu gehen. Bevor ich dir einzelne Tipps gebe, möchte ich noch kurz erklären, was die Fasnacht überhaupt ist und wie wir sie auch nutzen können, auf wichtige Themen aufmerksam zu machen.

Fasnacht – den Winter vertreiben und brisante Themen ansprechen

Die Fasnacht hat eine sehr lange Tradition. Sie ist seit der Verbreitung des Christentums eng an die Kirche gekoppelt, denn vor der 40-tägigen Fastenzeit vor Ostern, hat man davor nochmals so richtig auf den Putz gehauen in der fünften Jahreszeit. Verderbliche Speisen wurden vor der Fastenzeit nochmals reichlich gegessen. Aber auch Kritik (an der Kirche) war in diesen Tagen normal. Rituale wurden parodiert, Rangordnungen gekehrt und so gab es eben auch Gelegenheit, auf Missstände hinzudeuten und die dafür Verantwortlichen zu kritisieren.

Aber auch vor dem Christentum gab es schon viele Bräuche – um den Winter zu vertreiben – denn der Beginn des Frühlings war lebenswichtig, um die langsam schwindenden Vorräte mit frischen aufzufüllen. In einigen Regionen (zum Beispiel im Wallis) werden immer noch mit angsteinflössenden Masken die „bösen Dämonen“ vertrieben, damit der Frühling und das Licht kommen können.

Bis heute hat die Fasnacht viele alte Bräuche und wird in Luzern jedes Jahr ausgiebig gefeiert. Sie gleicht aber immer mehr eine Plastikschlacht und deswegen will ich dir hier meine Ideen für einer nachhaltigeren Fasnacht teilen.

Kostüm

Motto

Bevor du dir einfach eine blinkende Sonnenbrille aufsetzt und dich ins Getümmel stürzt, hast du an der Fasnacht immer die Chance, mit deinem Motto auf ein für dich wichtiges Thema aufmerksam zu machen. Felix ist beispielsweise die letzten zwei Jahre als Datenkrake an die Fasnacht. Im Zeitalter, wo Meta, Google und Co unsere Daten sammelt, verkauft und schlimmstenfalls auch gegen uns verwenden kann, finde ich das ein sehr passendes Thema für meinen digital begeisterten Mann.

Second Hand und Upcycling

Ich habe zwar keine Studie betrieben, aber habe das Gefühl, dass Plastik und Fix-fertig-Kostüme einen immer grösseren Anteil an der Fasnacht haben. Wie bei Alltagsklamotten kann auch beim Fasnachstskostüm auf Nachhaltigkeit gesetzt werden.

Second Hand gibt es unglaublich viele Kostüme – in Brockis, auf Plattformen wie Tutti oder Ricardo oder vielleicht wirst du auf dem Dachboden deiner Eltern fündig? Ich habe für mein Kostüm als Känguru von Marc-Uwe Kling (mein Lieblingsautor) ein Tierkostüm und Boxhandschuhe gefunden und mit Upcycling den Look vollendet.

Und damit kommen wir zu meiner Lieblingsvariante der Kostümherstellung: Upcycling. Nähen, Basteln, kleben und das Kostüm genau auf dich zugeschnitten herzustellen hat doch auch was, oder? Aus einem alten violetten Bettanzug mit ein bisschen Farbe und ein paar ausgedruckten Logos ist so das Krakenkostüm für Felix entstanden.

Leihen

Kostümverleih ist eine weitere Option, dass du nicht jedes Jahr ein neues Kostüm für die paar Tage kaufen/basteln musst und trotzdem immer wieder neu verkleidet an die Fasnacht gehen kannst.

Schminke

Ich bin selbst an der Fasnacht kein Fan von Schminke, geschweige denn im Alltag. Aber auch hier gibt es gute Alternativen zu den herkömmliche Produkten.

Kohle

Ich male mir immer eine schwarze Nase fürs Känguru-Kostüm. Dazu creme ich mir meine Nase erst mit selbstgemachter Bodylotion ein und male sie danach mit einem Stückchen Kohle aus dem Holzofen ein – funktioniert super. Lässt sich übrigens auch super einfach mit ein bisschen Seife wieder wegwischen.

Nachhaltige Kinderschminke

Für alle, die es bunter mögen, gibt es beispielsweise die Namaki Bio Schminkstifte (Werbung unbezahlt). Auch Rezepte zum Selber Machen gibt es (hab ich noch nicht probiert), sind aber mit wenigen Hausmitteln (Öl, Lebensmittelfarbe, Maisstärke, Wasser) relativ simpel.

Anreise

So, nun bist du fix fertig in deinem schicken Kostüm und frägst dich, wie du denn an die Party deiner Wahl kommst? Logischerweise ist auch zu Karnevalzeiten das Auto die unnachhaltigste Variante. Hinzu kommt, dass an der Fasnacht meist Unmengen von Alkohol fliesst, viele torkelnde Menschen umherschwanken und viele Strassen stundenlang gesperrt sind für Umzüge und Strassenfeste. Da ist das Auto gleich aus verschiedenen Gründen keine gute Idee.

Warm eingepackt bist du ja wahrscheinlich sowieso, dann kannst du auch zu Fuss zur nächsten ÖV-Haltestelle gehen oder du nimmst dir dein Velo (aber auch hier ist mit Alkohol Vorsicht geboten). Nachhaltig an die Fasnacht ist also einfach.

Essen und Trinken

Becher selbst mitnehmen

Plastikbecher, Plastikbesteck, Plastikteller. Das würde sich alles in Mehrweg umwandeln lassen – nur machen das die meisten Veranstalter nicht. Das heisst, selber einen Becher und eine Dose für die Pommes mitnehmen.

Felix und ich nehmen schon seit Jahren einen Plastikbecher an jede Party mit und haben noch nie ein Problem gehabt, unser Bier oder Getränk der Wahl in unseren mitgebrachten Becher zu erhalten. Im Gegensatz, es sind schon nette Gespräche erstanden und in 99% erhalten wir anstatt des üblichen 3dl Getränks grad 5dl in unseren etwas grösseren Becher.

Wenn du noch einen Deckel auf dein Getränk hast, bist du zudem sicher vor K.O.-Tropfen und Verschütten in grossen Menschenmengen :)

Den Becher kannst du dir mit einem dieser bunten Halsbändel umhängen, wenn er nicht gerade gefüllt ist.

Was konsumiere ich?

Ein Bio-Bier hab ich leider noch nicht an der Fasnacht angetroffen. Aber immerhin gibt es schon einige vegane Essensangebote. Letztes Jahr sind wir bei uns mit veganem Schnitzel verwöhnt worden. Pommes gibts fast überall und auch Gemüse-Currys kommen immer mehr auf. Im selbst mitgebrachtem Behälter (am besten mit Deckel, damit du dir den Rucksack nachher nicht einsaust) und einem Spork ist das natürlich immer noch nicht so nachhaltig, wie das Curry mit Bio-Gemüse aus dem eigenen Garten, aber hey, wir sind nicht geboren, um perfekt zu sein, sondern um glücklich zu sein :).

Konfetti

Falls du nicht einfach auf Konfetti verzichten willst, kannst du entweder beim Umzug einfach welches von der Strasse auflesen und umherwerfen oder du sammelst das ganze Jahr über die Locher-Konfettis. Falls du ein papierloses Büro hast, frag doch einfach mal Freunde und Familie, die vielleicht noch mehr lochen.

Recyceln

Müllfrei wird die Fasnacht wohl nie sein. Aber wann immer du kannst, recycle. Alu hat nichts verloren im Restmüll und auch nicht auf der Kuhwiese. Denn jeden kleinen Fizzel muss schliesslich jemand von der Strasse fegen.

Noch Fragen zum Thema nachhaltiger Fasnacht? Dann schreib mir einen Kommentar.

Hi, ich bin Michelle

Kreativer Wuschelkopf, die seit 2017 auf kuntergrün schreibt, designet, fotografiert, und deine Emails beantwortet.

Nachdem ich mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt habe, weil ich vegan ohne Müll leben wollte, gebe ich dir einiges an Inspiration genau dafür. Am häufigsten in Form von diesem Blog, weil ich hier meine Talente und Leidenschaften einbringen kann:

Mit meinen Worten zu einer nachhaltigeren Welt inspirieren.

All meine Inhalte sind dazu da, dir zu helfen, auch dein Leben zu vereinfachen und in Einklang mit der Natur zu bringen.

Michelle von kuntergrün