Der Verein Initiative Saatgutbildung gibt nicht nur gratis Gartensaatgut aus, sondern ermutigt Bürgerinnen und Bürger wieder vermehrt selber Saatgut zu vermehren. Gerade in der heutigen Zeit etwas sehr wichtiges. Im Workshop lernten die Teilnehmer, wie dies gemacht wird.

Als Voraussetzung für die Saatgutvermehrung im eigenen Garten nennt Nicolas die Freude am Beobachten. Man begleitet die Pflanze im Kreislauf vom Samen, über die Pflanze, zur Frucht und wieder zum Samen.

Weiter muss man seine Pflanzen auch ein wenig kennen. Für alle, die wie ich im Bio-Unterricht nicht aufgepasst haben:

Grundsätzliches Wissen über Pflanzen

Vegetative und generative Pflanzen

Während die vegetativen, ungeschlechtlichen Pflanzen sich selber vermehren und genetisch identisch bleiben, da sie Ausläufe machen (zbsp. Erdbeere, Himbeere, Kartoffel), kann man bei der generativen Pflanze Saatgut vermehren und  – bis zu einem gewissen Masse – auch steuern.

Eingeschlechtliche und zweigeschlechtliche Pflanzen

Eine zwittrige Blüte hat einen Stempel mit Narbe (weiblich) und Staubgefässe (männlich). Diese bestäuben sich meist selbst.

Zu den eingeschlechtlichen Pflanzen gehören beispielsweise Tomate und Kürbis. Sie haben pro Blüte entweder einen Stempel oder Staubgefässe und werden entweder durch Wind oder Insekten bestäubt.

Step by Step zum eigenen Saatgut

Saatgut aussähen und wachsen lassen

Nicolas empfiehlt 6 bis 12 Pflanzen anzupflanzen, um von den gesündesten, leckersten und resistentesten Pflanzen Samen zu ernten. Gemüse oder Obst, von dem Samen geerntet werden möchte, sollte den sonnigsten und besten Platz im Garten bekommen. Es sollte beim Anpflanzen schon klar sein, von welchen Pflanzen Saatgut gewonnen werden möchte, da der Blütenstand teilweise auch ziemlich viel Platz einnehmen (bspw. der Feldsalat) kann. Für Anfänger eignen sich beispielsweise Tomaten, Paprika, Bohnen, Gurken oder Feldsalat.

Ernte

Erst wenn die Frucht voll ausgereift ist, wird sie gepflückt und oft nochmals nachgereift, bevor die Samen entnommen werden. Der Rest der Früchte können nun natürlich auch genossen werden.

Meist braucht es nicht viel Saatgut – eine einzige Tomate hat so viele Samen, dass sie für 5 Jahre ausreichen würde. Da Saatgut aber nur begrenzt haltbar ist, sollte es immer wieder neu gewonnen werden. Für längere Haltbarkeit kann es auch eingefroren werden.

Reinigung des Saatguts

Bettina Weishaupt zeigte uns im Workshop, wie Saatgut ganz einfach zuhause aufbereitet werden kann.

Dabei unterscheidet man erst mal zwischen Fruchtgemüse (Gurke, Melone, Paprika) und Gemüse. Ersteres wird in der Nassbereitung mit oder ohne Gärung gereinigt, das Gemüse nur durch eine Trockenreinigung.

Anhand einer Tomate zeigte sie uns, wie man von der Frucht zum Samen kommt. Diese sind in eine keimhemmende Schicht gepackt, da sie sonst schon in der Frucht selbst keimen würde (eine Tomate hat einen sehr hohen Wassergehalt). Diese Schicht wird durch einen Gärungsprozess entfernt.

Saatgutreinigung mit und ohne Gärungsprozess

  1. Tomate aufschneiden und Samen in ein Glas geben
  2. ¼ Wasser (+ optional ¼ TL Zucker) dazugeben und gut umrühren, dann mit Tuch oder Netz abdecken
  3. 1-2 Tage stehen lassen, bis sich das Fruchtfleisch von den Samen getrennt hat
  4. Mischung durch ein Sieb geben und gut waschen
  5. Die haarigen Samen auf ein Tuch oder in einen Kaffeefilter geben und aufhängen (dunkler, warmen Ort)
  6. Beides beschriften mit Jahr, Name und Sorte
  7. Wenn komplett trocken in ein Schraubglas geben, beschriften und im Keller dunkel lagern

Melone und Paprika werden ohne Gärungsprozess gereinigt. Dazu wird Schritt 2 und 3 einfach ausgelassen. Bei der Gurke ist zu beachten, dass diese erst am Strauch ganz reifen kann, bis sie gelb ist.

Trockenreinigung von Gemüse

  1. Die Früchte an der Pflanze abtrocknen lassen (zbsp Bohnen)
    (falls sie nicht richtig trocknen will, mit Wurzel ausreissen und kopfüber aufhängen – so wird die Pflanze die Frucht noch schock-schnellreifen lassen)
  2. Die Frucht danach noch nachtrocknen lassen
  3. Zum Dreschen die Früchte (Bohnen) in ein Kissen geben und entweder leicht drauf herumtreten oder mit einem Stock darauf klopfen.
  4. Um restliche Pflanzenteile noch auszusieben, die Bohnen in ein Reinigungssieb geben, sodass die Samen drin bleiben und die kleinen Teilchen durchfallen
  5. Dann in einen Teller geben und darauf blasen, sodass die leichten Pflanzenteile rausfliegen und der Samen drin bleibt.

Der Verein sucht auch immer wieder ehrenamtliche Mitarbeiter, die auf dem Schaugarten genau diese oben genannten Prozesse durchführen. Wer also lieber mit Experten als mit Online-Anleitung lernen möchte, kann sich hier melden.

Ich freue mich schon riesig, dieses Jahr zu versuchen, mein eigenes Saatgut aufzubereiten. Wer ist dabei?

#backtotheroots #seedsforlife

Hi, ich bin Michelle

Kreativer Wuschelkopf, die seit 2017 auf kuntergrün schreibt, designet, fotografiert, und deine Emails beantwortet.

Nachdem ich mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt habe, weil ich vegan ohne Müll leben wollte, gebe ich dir einiges an Inspiration genau dafür. Am häufigsten in Form von diesem Blog, weil ich hier meine Talente und Leidenschaften einbringen kann:

Mit meinen Worten zu einer nachhaltigeren Welt inspirieren.

All meine Inhalte sind dazu da, dir zu helfen, auch dein Leben zu vereinfachen und in Einklang mit der Natur zu bringen.

Michelle von kuntergrün