Felix und ich besuchten letztens das Hymer Museum, wo rund 80 Wohnwagen stehen. Fazit: Die Idee vom mobilen Heim à la Tiny House ist keinesfalls  neu. Und an platzsparenden Ideen hat es den Pionieren damals auch nicht gefehlt.

Ein wenig Geschichte

Während Schäferwagen als Wohn- und Schlafplatz  schon von den Nomaden genutzt wurden, gilt Philip Astley als Vater der Zirkuswagen. Im späten 18. Jahrhundert wurden die ersten dieser Wagen mit Pferd oder Kuh gezogen. Erst ein Jahrhundert später wurden dann die ersten „touristischen Reisewagen“ in England gefertigt, die dann auch schon bald von dem aufkommenden Auto gezogen wurden. 1931 fertigte Dethleffs das erste  Modell Deutschlands an. Seit dann ist der Boom des Wohnwagens und des Campings nicht mehr zu bremsen. 1954 waren in Deutschland 1‘017 Caravans registriert. Vor knapp 10 Jahren waren es schon 900‘000!

Tiny Caravans und ihre Bauer

Dethleffs war nicht der einzige, der eine Ferienwohnung auf Räder baute. Auch Hans Berger träumte davon:

 „Daheim sein – das ist’s! Daheim sein wollen wir in der eigenen Stube, und diese eigene Stube auf Räder gesetzt, gibt uns der Wohnwagen, der von uns selbst eingerichtet und ausgeschmückte eigene Wohnwagen. Das Auto gibt uns die Ferne, der Wohnwagen das Daheim.“ – Hans Berger: Jachten der Landstrasse (1938)

Heinrich Hauser hat schon 1934 ein erstes ‘Tiny House’ gebaut. Er nannte es einen Wohnwagen – seine ARCHE. In Hamburg bastelt er aus einem alten Fahrgestell vom Autofriedhof und Inneneinrichtung vom Schiffsausrüster ein neues Zuhause. Seine Wohnung kündigte er und mit seiner Familie zog er schon bald los und bereiste Deutschland für 143 Tage. Die Körperreinigung wurde in Flüssen und Seen durchgeführt – geschlafen überall. Ein echtes Abenteuer.

„Wir würden unsere Heimat kennen lernen wie nie zuvor und vielleicht auch fremde Länder, und immer würden wir dabei die Kinder bei uns haben, unsere vier Wände und das Feuer unseres eigenen Herdes.“ – Heinrich Hauser

Doch Hausers Arche war kein gewöhnlicher Wohnwagen. Er war Marke Eigenbau durch und durch und steckte voller Tiny House Hacks. In der Küche gab es eine Falltür mit einem darunterliegenden Vorratsraum. Store und ausziehbare Veranda fehlten auch nicht.

 

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Minimalistische Einrichtung und Produkte

Bevor wir zu den Tiny House Hacks kommen, noch ein kleiner Kommentar zu den Wohnwagen im Museum: Sie alle sind, wie man es auch aus unseren modernen Wohnwagen kennt, minimalistisch eingerichtet. Doch im Vergleich zu den heutigen Modelle, die Dusche und Toilette enthalten, waren die ersten Wohnwagen oft viel kleiner und hatten keine sanitärische Einrichtung. Dies lag vor allem daran, dass das Gewicht beschränkt war, denn die alten Autos hatten noch nicht so viele Pferdestärken wie die heutigen. Sollten also die 3.5 Tonnen reichen, wenn man bedenkt, dass kleine Wohnwagen dazumals manchmal nur 300kg auf die Waage gebracht haben…

Interessanterweise waren in der Ausstellung auch die Produkte an die jeweilige Zeit angepasst. So sieht man sehr schön, dass „Zero Waste Kosmetik“ mit Waschsoda und Natron nicht neu ist – sondern wiederentdeckt.

9 Tiny House Hacks der Wohnwagenpioniere

Und hier kommen sie, die 9 Ideen, die wir den Wohnwagenpionieren abgucken können. Es sind alles Tricks, wie mit klappbaren, verstellbaren und mobilen Möbel Multifunktionalität erreicht werden kann – was auf engstem Raum von Vorteil ist.

  1. Dach zur Dachterasse machen

Was für ein Tiny House vielleicht nicht so spektakel tönt, ist für ein Wohnmobil doch eher ungewöhnlich. Doch wenn es da klappt, geht es bei einem richtigen Dach sicherlich auch…

  1. Tisch und Sofa wird zu Bett

Der Klassiker im Wohnwagenbau. Durch einen runterklappbaren Tisch, wird eine grosse Fläche für das Bett geschaffen. Die Sofalehnen werden wie die Sitzpolster zur Matratze und fertig ist das Bett. Obwohl so ein Bett natürlich sehr platzsparend ist, empfehle ich Tiny Haus Bauer trotzdem ein richtiges Bett einzuplanen. Denn jeden Abend Möbelrücken stelle ich mir persönlich etwas mühsam vor. Auch wir haben eine mobile Couch, die sich zum Gästebett umfunktionieren lässt – und für diesen Zweck ist die Technik perfekt.

  1. Integriertes Schachfeld für Brettspielfans

Ein kleiner Trick, der nur wenig Platz spart aber sicherlich ein Hingucker ist: Ein Schachbrett, dass auf den Tisch gezeichnet ist. Wer einen hochklappbaren Tisch installiert, könnte die Unterseite aber auch mit einem schönen Bild oder einer Wandtafel ausstatten – sieht bestimmt toller aus, als ein Holzbrett an der Wand.

  1. Mehrstöckig bauen

Egal ob Sitze heruntergeklappt werden und das Loft dadurch grösser gemacht werden kann, oder ob zwei Betten übereinander gestapelt sind – doppelstöckig zu bauen lohnt sich. Wir planen ein Loft über Küche und Schlafzimmer ein.

  1. Schrankklappe wird zum Sofa

Einer meiner Lieblingshacks, da ich ihn noch nie zuvor gesehen habe. Durch herunterklappbare Schrankdeckel, kann man sich ein schönes, aber vielleicht nicht allzu flätziges Sofa einrichten. Platzsparend ist es auf jeden Fall!

  1. Regalklappe wird zu Küchenablage

Auch diese Idee finde ich genial. Wenn nicht gekocht wird, braucht man keine riesigen Küchenablagen. Alles ist verstaut und nichts steht offen herum. Solch ein Kästchen ist auch für Gewürze super geeignet.

  1. Schublade wird zur Tischverlängerung

Die Idee find ich super – wie stabil sie ist, weiss ich leider nicht. Die Schublade kann im ausgezogenen Zustand als Tisch benutzt werden. Über Nacht wird sie dann einfach zugeschoben und das Bett gemacht.

  1. Badewanne unter der Sitzbank

Dieser Hack kommt von den USA – kein Wunder, wenn man sich deren Tiny Häuser Bauten anguckt – Komfort gehört einfach dazu. Ob die Wohnwagen überhaupt schnell genug Warmwasser in diesen Mengen (und genügend Platz im Tank hatten) ist eine andere Frage. Gut genutzt ist der Platz auf jedenfall. Und die Badewanne kann ja sogar noch als Stauraum genutzt werden.

  1. Stay Original!

Bei all den Wohnwagen, die im Hymer Museum ausgestellt sind, wird eines klar. Dahinter stecken Köpfe mit Inspiration und Ideenreichtum. Unterdessen gibt es sogar schon Helikopter mit integriertem Wohnmobil, „Wohnwagen“ für’s Fahrrad und Wohnwagen, die auch als Boot genutzt werden können.

Also, stay original – bau dir dein Haus, so wie du es gerne hättest. Es ist alles möglich (oder scheint zumindest so ;) )

Das Highlight – meine letztjährige Sommerbehausung ist im Museum!

Fast hätt ich’s vergessen. Ich lief fröhlich von einem Wohnwagen zum anderen, bis ich ihn sah. Den kleinen, schnukligen blau-weissen Wohnwagen, in dem ich über den Sommer im Camping gewohnt hatte.

Ich hab sozusagen in einem Museum gehaust – wie cool ist denn das. Anderswo zahlt man wahrscheinlich extra viel, wenn man nostalgische Wohnwagen bewohnen will…

Hier der Artikel, wo du den heissgeliebten Wohnwagen sehen kannst. Und nun das Museumsprachtstück, der kleine Bruder sozusagen.

Sommer, wann kommst du wieder? ;)

Hi, ich bin Michelle

Kreativer Wuschelkopf, die seit 2017 auf kuntergrün schreibt, designet, fotografiert, und deine Emails beantwortet.

Nachdem ich mein ganzes Leben auf den Kopf gestellt habe, weil ich vegan ohne Müll leben wollte, gebe ich dir einiges an Inspiration genau dafür. Am häufigsten in Form von diesem Blog, weil ich hier meine Talente und Leidenschaften einbringen kann:

Mit meinen Worten zu einer nachhaltigeren Welt inspirieren.

All meine Inhalte sind dazu da, dir zu helfen, auch dein Leben zu vereinfachen und in Einklang mit der Natur zu bringen.

Michelle von kuntergrün